Seit ein paar Jahren fahre ich regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit. Unterwegs habe ich einmal einen Arbeitskollegen getroffen: „Was, du fährst mit dem Fahrrad zur Arbeit? Warum das denn? Na, du musst ja Zeit haben!“.
Damals hat mich diese Aussage sehr irritiert, denn Fahrrad fahren kostet nicht nur Zeit, es hat sich doch inzwischen herumgesprochen, dass tägliche Bewegung für die Gesundheit wichtig ist, oder? Ganz nebenbei schont mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu fahren die Umwelt und natürlich auch den Geldbeutel.
Damit es bei jedem Wetter und auch bei schwierigen Strecken und wenig Kondition Spaß macht, lesen Sie meine Tipps - so klappt es:
Warum Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren sollten und Tipps für Spaß daran
Die drei wichtigsten Tipps, damit es klappt:
Fahren Sie nicht zu schnell!
Sie wollen entspannt am Arbeitsplatz ankommen und nicht gehetzt und gestresst.
Es kommt nicht auf einen Geschwindigkeitsrekord an.
Genießen Sie die Fahrt und die Natur.
Überfordern Sie sich nicht!
Sie müssen nicht jeden Tag mit dem Rad fahren (vor allem nicht, wenn Sie mehr als 5 Kilometer zur Arbeit fahren müssen). Beginnen Sie mit 2 – 3 Tagen in der Woche. Vielleicht können Sie auch eine Bus-Fahrrad-Kombination wählen. Je eine Fahrt pro Tag mit dem Bus und eine Fahrt mit dem Fahrrad?
Suchen Sie sich eine geeignete Strecke und testen Sie sie
Mit dem Auto wählen Sie wahrscheinlich die schnellste Strecke. Für das Fahrrad sollten Sie sich eine möglichst verkehrsarme und schöne Strecke aussuchen. Schauen Sie auf der Landkarte nach einem schönen Schleichweg. Testen Sie die Strecke vorher, damit Sie wissen, wie viel Zeit Sie einplanen müssen.
Die beliebtesten Ausreden - und warum es doch geht:
Sie wollen nicht schwitzen und dann im Büro sitzen? Tipps zur Kleidung
Waschen Sie sich - das geht auch, wenn Sie keine Dusche zur Verfügung haben. Ein Waschlappen, Deo, Bürste, Schminksachen ... viel mehr brauchen Sie nicht. Nehmen Sie Ersatzkleidung mit oder deponieren Sie entsprechende Kleidung im Büro.
Sie haben Angst vor Menschen und Hunden?
Halten Sie eine Dose Pfefferspray griffbereit (zum Beispiel am Lenker). Dieses wirksame Mittel gibt es in Fahrradläden zu kaufen.
Sie sind nicht trainiert, der Weg ist zu weit?
Lesen Sie „Überfordern Sie sich nicht!“ Freuen Sie sich - bald sind Sie trainiert. :)
Sie wollen nicht bei Regen oder großer Hitze fahren?
Beginnen Sie an Tagen mit schönem Wetter. Wenn Sie merken, wie viel Spaß es macht, nehmen Sie an Regentagen wetterfeste Kleidung (und Ersatzkleidung) mit. Bei großer Hitze wirkt ein nasses T-Shirt besser als jede Klimaanlage!
Sie brauchen noch ein paar überzeugende Gründe? Hier sind sie:
Fahrrad fahren spart Zeit
Allerdings – das gebe ich zu, erst auf den zweiten Blick. Bei mir zum Beispiel sind es zur Arbeit 16 (sehr hügelige) Kilometer. Das bedeutet:
Zeit mit dem Auto (gesamt) = 40 min (2x20)
Zeit mit dem Fahrrad (gesamt) = 110 min (2x50 + 10 umziehen etc.)
Zeitersparnis mit dem Auto = 70 min
70 Minuten Zeit gespart? Nein – mit dem Fahrrad haben Sie jetzt auf Ihrem „Bewegungskonto“ 100 Minuten Plus (die können Sie sich jetzt zum Beispiel im Fitness-Studio sparen) Also: 30 Minuten Zeitersparnis mit dem Fahrrad! Mehr ist machmal weniger. ;)
Sie haben genug Zeit? Sie haben Recht - es gibt noch bessere Gründe:
Mit dem Rad zur Arbeit ist umweltfreundlich
- Kein Lärm
- Keine Abgase
- Kein Kohlendioxidausstoß (zum Vergleich PKW: 140 CO2 pro Kilometer bei bis zu 6 Liter Benzin-Verbrauch auf 100 Kilometer)
Fahrrad fahren spart Geld
Rechnen Sie mit dem üblichen 30 Cent pro Kilometer (variable Kosten). In meinem Beispiel spare ich pro Fahrt 9,60 Euro. Wie lange müssen Sie arbeiten, um diesen Betrag netto zu verdienen?
Bewegung ist die beste Medizin
Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigte, dass zwei Drittel der Deutschen nicht einmal mehr auf eine Stunde Bewegung am Tag (Alltagstätigkeiten wie der Gang zum Kopierer eingerechnet) haben. Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation erreicht in Deutschland sogar fast jeder Zweite nicht (Ärzteblatt 2019).
Und das obwohl ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bewegung in zahlreichen weiteren Studien belegt wurde (zum Beispiel Sportwissenschaftliches Institut der Sportschule Magglingen, Schweiz, Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich, W.).
Bewegungsmangel ist ein ähnlicher Risikofaktor wie Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes. So weisen „Extremsitzer“ (mehr als 8 Stunden am Tag) ein um rund 80 % erhöhtes Sterberisiko auf (Ärzteblatt 2019).
Warum Sport lebensverlängernde Wirkung haben kann, das entdeckte ein deutsches Forscherteam: Ausdauersport (3-mal 45 Minuten pro Woche) erhöhte die Aktivität des Enzyms Telomerase, das die Schutzkappen der Chromosomen, die Telomere, verlängert und die Körperzellen dadurch wieder „verjüngt“.
Positive Wirkungen von Bewegung:
- stimmungsaufhellend und angstlösend (über mehrere Stunden)
- das Risiko für Krebserkrankungen wird zum Teil gesenkt
- das Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße und
- für Diabetes im Erwachsenenalter wird halbiert
- das Risiko für Bluthochdruck wird gesenkt
- das Risiko für Fettleibigkeit wird gesenkt
Bauen Sie Bewegung gleich in Ihren Alltag mit ein. Mit dem Fahrrad zur Arbeit, das ist toll!
Pumpen Sie Ihr Fahrrad doch gleich mal auf und holen Sie die Landkarte raus! Vielleicht starten Sie gleich morgen? - Viel Spaß dabei!
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Ede (Dienstag, 14 April 2020 12:24)
Hi Sabine,
Du hast schon viele Argumente aufgezählt. Gerne möchte ich noch ein paar Punkte hinzufügen. Ich fahre seit Jahrzehnten mit Rad zur Arbeit (18km hin und zurück, 200 Hm).
Ein wichtiger Punkt ist das Material und das Fahrrad. Ggf. lohnt hier sogar eine Neuanschaffung! Es lohnt es sich auch zu schauen, ob das Rad zum Streckenprofil passt.
Bei der Fahrradergonomie und technischen Problemchen sollte man nicht still leiden (einschlafende Genitalien oder Hände, Knieprobleme, etc), sondern alle Fehler und Probleme die beim Rad oder Material auftreten konsequent beseitigen. Ja, das kostet Zeit und Geld. Es ist auch nicht wirklich toll, mit einem Baumarktrad ca. 3000 km im Jahr zur Arbeit zu fahren. Auch mit einem Rad im Zustand 4-5 ist das eine Nervenprobe. Desalb ist der Punkt "Fahrrad fahren spart Geld" mit großer Vorsicht zu genießen!
Gerade in den ersten Jahren ist doch viel anzuschaffen, besonders wenn man im Winter durchfahren möchte. Fahradkleidung, Fahrradausstattung, Spikereifen sowie ein hoher Materialverschleiß sollten einkalkuliert werden.
"Sie wollen nicht verschwitzt im Büro sitzen?"
Das ist, ehrlich gesagt, einer der schwierigen Punkte in dem Projekt. Selbst wenn man sich frischmacht, kommt noch ein wichtiger Faktor hinzu: der "Nachbrenneffekt". D.h. wenn man morgens bei kühleren Themperaturen im überhitzten Büro sitzt, dauert es gerne etwas, bis die "Körperklimaanlage" sich umgestellt hat. Die eigene Klimaanlage arbeitet noch auf Hochtouren in der wärmeren Umgebung. Im Hochsommer kann das auf dem Rückweg (mit etwas Druck auf dem Pedal) gerne auch mal 1 Stunde dauern bis das sich wieder eingependelt hat. Auch den Tag über mit einer verunglückten Helmfrisur rumzulaufen, sollte kein Problem darstellen...
Ein weiterer Punkt ist Kleidung trocknen im Büro. Hier muss jeder Lösungen finden, gerade bei empfindlichen Kollegen. Regennasse Kleidung auf der Heizung machen das Büro schnell zum Pumakäfig :)
Idealerweise holst Du Deine Zimmerkollegen mit in Boot und ihr startet gemeinsam bei einer Challenge wie diese hier: https://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de
Organisation mit Sabine (Dienstag, 14 April 2020 17:03)
Hallo Ede,
vielen Dank für das ausführliche Teilen deiner Erfahrungen zum Radeln zur Arbeit. Auch die Idee, die Bürokollegen einfach mit ins Boot zu holen, finde ich super. :)
Liebe Grüße
Sabine
ZMskyuza (Dienstag, 06 September 2022 22:33)
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ZMskyuza (Dienstag, 06 September 2022 23:23)
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