Wie effektiv ist Multitasking und sind Frauen besser darin?

Multitasking - lieber nicht und auch Frauen können das nicht besser

Ich wollte nur kurz die Suppe aufwärmen, höchste Stufe am Herd eingestellt - es soll ja schnell gehen. Nebenbei noch schnell das Bett machen, ans läutende Telefon gehen - Sie ahnen es, die Suppe ist längst vergessen. Ja, der Topf war leider nicht mehr zu retten, total eingebrannt.

 

Solche lustigen und ein bisschen peinlichen Geschichten kennt jeder. Da stellt sich die Frage, wie effektiv ist Multitasking wirklich und stimmt es, dass Frauen besser darin sind?

 

"Stell dir vor, was mir passiert ist", sagt meine Freundin Ute. "Ich wollte zum Bummeln in die Stadt fahren. Während der Fahrt telefoniere ich mit meiner Mutter. Dann verabschiede ich mich von ihr, weil ich gleich da bin. Als ich aufgelegt habe, merke ich: Ich bin nicht in die Stadt gefahren, sondern zur Arbeit!"

 

Zwei Frauen aus meiner Verwandtschaft wollten radeln gehen. Da sie aber nicht von zu Hause losradeln wollten, beschlossen sie, die Fahrräder ins Auto zu laden und in die Berge zu fahren. Gesagt getan. Unter fröhlichem Geplapper fuhren sie los. Mitten unter der Fahrt stellten sie plötzlich fest, dass sie die Fahrräder nicht eingeladen haben.

 

Ist Multitasking effektiv und sind Frauen besser darin?

Multitasking ist eine Illusion - leider

Multitasking soll die Effizienz und Produktivität steigern, tatsächlich führt die gleichzeitige Arbeit an mehreren Aufgaben jedoch zu einer explodierenden Fehlerquote und zu Stress.

Eine Untersuchung der Universität von Californien hat gezeigt, dass Büro-Arbeiter im Durchschnitt alle 3 1/2 Minuten unterbrochen werden. Interessant finde ich vor allem, dass viele sich auch oft selbst unterbrechen (Die Hälfte der Unterbrechungen wurden selbst initiiert). Die untersuchten Büro-Arbeiter wechselten im Schnitt alle 10 1/2 Minuten zwischen thematisch ganz verschiedenen Tätigkeiten! Die Teilnehmer dieser Studie brauchten durchschnittlich 23 Minuten und 15 Sekunden, um zur Aufgabe zurückzukommen. Im Vergleich zu Arbeitern, die nicht unterbrochen wurden, wurden höhere Stresslevel, Frustration, das Gefühl unter Zeitdruck zu stehen und erhöhte geistige Belastung festgestellt. Lesen Sie hier das Interview mit Gloria Mark.

 

Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch nötig, den Umgang mit dem Smartphone kritisch zu prüfen: Forscher der Universität Bonn fanden heraus, dass Smartphones von ihren Nutzern im Durchschnitt 53 Mal am Tag aktiviert werden. Die Besitzer unterbrechen alle 18 Minuten ihre Tätigkeit, mit der sie gerade beschäftigt sind. „Das Verhalten ist kein exklusiver Tick der Jugend, sondern zieht sich durch alle Altersgruppen und soziale Schichten.“ (Die Studie ist von 2015, ich denke, inzwischen sind die Unterbrechungen noch deutlich häufiger). Die Folgen: Konzentrationsprobleme und schlechtere Leistung, denn

es ist für das menschliche Gehirn nicht möglich, mehrere komplexe Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen. Das Gehirn wechselt einfach nur sehr schnell hin und her!

 

Wenn also jemand eine E-Mail schreibt und gleichzeitig telefoniert, wechselt das Gehirn schnell zwischen beiden Tätigkeiten hin und her. Aber: Während sich das Gehirn kurz auf das Telefonat konzentriert, kann es sich nicht auf das Schreiben konzentrieren. Und umgekehrt. Es gibt also Aufmerksamkeitslücken. Nicht das ganze Telefonat wird bei ihm ankommen und auch die Qualität der E-Mail wird darunter leiden. 

 

Die besten Einfälle habe ich beim Joggen, allerdings wundere ich mich dann oft, welche Route ich heute genommen habe. Ganz normal also. :)

 

So machen Sie es besser: Lesen Sie hier die 5 wichtigsten Tipps zum Singletasking!

 

Dass es unter Multitasking zu Aufmerksamkeitslücken kommt, glauben Sie nicht? So schlimm ist das nicht? - Ist ja immer nur ganz kurz?

 

US-Forscher der Universität Utah haben in einem Test die Fähigkeiten zum Multitasking von Autofahrern überprüft. In einem Fahrsimulator sollten die Teilnehmer während des Fahrens telefonieren. Im nächsten Versuch sollten sie zusätzlich eine SMS schreiben. Ergebnis: Die Leistungsfähigkeit sank um mindestens 40 Prozent. Es erhöhten sich die Stress-Werte der Versuchsteilnehmer. Die Fehlerquote war vergleichbar mit Autofahrern mit einem Promillewert von 0,8.

 

Das trifft für Sie nicht zu? Sie sind (eine Frau und) besonders gut im Multitasking?

 

Ständige Multitasker sind schlecht darin - und Frauen sind keine Ausnahme

Eine andere Studie hat gezeigt, dass ständige Multitasker schlecht in Multitasking sind. Die Ergebnisse der Studie mit 310 Freiwilligen sind:

  • 70% der Menschen glauben, sie können besser multitasken als der Durchschnitt!
  • Wer ständig Multitasking macht, tut das nicht, weil er besonders gut darin ist. Sondern weil er sich schlecht auf eine Sache konzentrieren kann und einfach abzulenken ist.
  • Menschen, die am besten im Multitasking sind, tun dies am wenigsten! Sie sind auch diejenigen, die sich am besten auf eine Sache konzentrieren können.

Und das ewige "Frauen sind besser im Multitasking"? Anscheinend nicht, zumindest zeigt das diese Studie, bei der Frauen und Männer ihre Multitasking-Fähigkeiten auf die Probe stellten.

 

Sind Frauen besser im #Multitasking #stressmanagement #weniger #stress

Fazit: Multitasking ist eine Illusion. Das menschliche Gehirn kann immer nur eine komplexere Tätigkeit ausführen - und Frauen sind da leider keine Ausnahme. Multitasking führt zu Stress und lässt die Fehlerquote explodieren. Außerdem sind auch ständige Multitasker schlecht im Multitasking. Also, immer schön eins nach dem anderen!


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Kommentare: 6
  • #1

    Richard Schatzl (Donnerstag, 27 März 2014 12:20)

    Ein schöner Artikel den ich da heute zufällig gefunden habe - beim unbewussten Multitasking während ich auf jimdo etwas suchte;-)
    Leider ist es mit Multitasking wie mit anderen "Mainstream-Mythen": Sie halten sich hartnäckig!
    Hier noch ein paar Beispielthemen:
    -"Es gibt einen ungesunden und einen gesunden Streß."
    -"Es ist wichtig, dass Kinder von Klein an auf die Leistungsgesellschaft
    vorbereitet werden."
    -"Ohne Wachstum gibt es keinen Fortschritt."
    oder
    -"Wer viel leistet der verdient dann auch viel."

    Vielen Dank für den Blogartikel! Wäre schon wenn der auch in Zeitschriften zu lesen wäre.

  • #2

    organisation-mit-sabine (Donnerstag, 27 März 2014 14:25)

    Vielen Dank Richard,

    es freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Über die Themen auf deiner Liste kann man sicher auch interessante Artikel schreiben. Mal sehen...

    Sabine

  • #3

    Carla N. (Freitag, 23 August 2019 09:43)

    Vielen Dank Sabine, sehr wahr meiner Meinung nach. :-)
    Ich hab früher ja auch immer gedacht, ich wäre so toll im Multitasking, bis ich festgestellt hab, dass ich genaus das eigentlich gar nicht mache und auch nicht wirklich kann.

    Was ich ganz gut kann, und wo ich mir einbilde, das manche Menschen es besser können als andere, ist das Verschachteln -> zum Beispiel: ich schalte den Rechner als Erstes an, weil die alte Kiste eeeewig braucht, und zu laden; während dessen, mache ich mir eine Kaffee und schnippel ein bisschen Obst.

    Ich kann immer nicht nachvollziehen, wenn andere sich zuerst den Kaffee holen, und dann total genervt auf etwas warten, was man in dieser Form ja nicht beeinflussen kann. Es dauert halt so lange wie es dauert, genervt sein macht es nicht schneller. Gefühlt ist wohl sogar eher das Gegenteil der Fall.

  • #4

    Organisation mit Sabine (Donnerstag, 29 August 2019 16:43)

    Hallo Carla,

    ja, das stimmt, es spricht nichts dagegen, bei einfachen Tätigkeiten schlau zu "multitasken" - das spart sicherlich Zeit und Nerven.

    Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
    Sabine

  • #5

    Charlène (Sonntag, 06 August 2023 11:11)

    Vielen Dank für diesen lehrreichen Artikel, Sabine.
    Den Spruch, dass Frauen mehrere Sachen gleichzeitug tun können, Männer aber nicht, haben Letztere sich nur ausgedacht um den Frauen alle Arbeit aufzuhalsen, auf die sie keine Lust habe, z. B. den ganzen Haushalt und Kindererziehung.
    LG Charlène

  • #6

    Organisation mit Sabine (Sonntag, 06 August 2023 11:14)

    Hallo Charlène,

    ja, das ist möglich. Fraglich ist nur, warum Frauen da so bereitwillig mitmachen ... Aber wir wissen es ja jetzt besser ;)

    Liebe Grüße
    Sabine